Quilebo beim Bundeschampionat 2017
Das Highlight des Jahres im Turnierkalender der jungen Pferde ist Jahr für Jahr das Bundeschampionat in Warendorf. Hier zeigen sich die Besten des Jahrgangs bundesweit in einem Wettkampf, der für diese Altersgruppe wirklich anspruchsvoll ist. Jeder Züchter in Deutschland träumt davon, einmal mit einem selbst gezogenen Pferd dabei zu sein. Mein Quilebo hat sich dafür als 5-jähriger qualifiziert und natürlich habe ich es mir als Züchter nicht nehmen lassen, live dabei zu sein.
Seine Reiterin geriet schon im Vorfeld zur Veranstaltung ins Schwärmen. Quilebo zeichnet eine unglaubliche Arbeitseinstellung aus. Mit ihm kann man jeden Tag Spaß haben, weil er immer zu allem bereit ist und es einfach keinen Tag gibt, an dem er nicht mitmacht.
Am Mittwochabend gab es bereits das erste Wiedersehen mit Quilebo, der merklich maskuliner und reifer daherkommt als noch in jungen Jahren. Für die 5-jährigen Vielseitigkeitspferde gibt es eine Geländebesichtigung zu Pferd. Quilebo gibt die Lässigkeit in Person ab und marschiert brav im Schritt über den Platz.
Am ersten Prüfungstag regnet es den Vormittag über leicht, es ist kalt und der Boden wird langsam schmierig. Als Quilebo endlich dran ist, regnet es schlagartig in Strömen. Großartig! Mir rutscht das Herz in die Hose, während ich vor Kälte bibbere. Mit etwas angezogener Handbremse, den Bodenverhältnissen geschuldet, geht es in die Prüfung hinein, aber das junge Pferd hat keine Mühe, so dass das Tempo gesteigert werden kann. Quilebo macht einen tollen Job, läuft flüssig und engagiert mit nur einem kleinen Rumpler aufgrund einer unpassenden Distanz. Dafür gibt es von den Richtern eine 8,2. Ein bisschen mehr hätte es ruhig sein dürfen. Aber als Züchter mag man da die rosarote Brille aufhaben.
Am nächsten Tag ging es bei besseren Wetterbedingungen weiter. Die Sonne lacht und Quilebo zieht diesmal ab Sprung 1 mit viel Elan durch den Parcours. Die Runde ist schneller, noch souveräner und an den Sprüngen schlägt mein Springreiterherz höher. Quilebo lässt reichlich Vermögen erkennen und macht seine Sache wirklich spielend. Besonders bemerkenswert fand ich, dass er mit enorm viel Mut und Einstellung gegen die Sprünge und Aufgaben ging, ohne jemals unkontrolliert zu wirken.
Er zog mit reichlich Engagement durch Wasser, Hügel und über die Sprünge. Dabei kam seine kraftvolle und räumende Galoppade wunderbar zur Geltung, die ihn in meinen Augen im Vergleich zu vielen anderen Pferden auf dem Bundeschampionat als echtes Blutpferd - im besten Sinne - auszeichnet. Viel zu oft kann man dort als Zuschauer die Pferde herannahmen hören, weil die Erde dröhnt, wenn das Pferd vorbeigaloppiert. Das ist nicht die Sorte Jungpferd, die man für höhere Aufgaben im Busch sehen wird. Dagegen war Quilebo stets energisch und dabei höchst effizient, ohne einen ansprechenden hohen Ablauf vermissen zu lassen.
Man kann sich ihn ebenso im Parcours mit bunten Stangen wie auch im Busch gut vorstellen. Denn er hat Vermögen satt, bei guter Technik und bringt zusätzlich einen Löwenmut mit. Da war keine Aufgabe, die ihn einschüchterte! Im Gegenteil sprang er stets beherzt zu, auch wenn die Distanz mal groß wurde. Mit großer Leichtigkeit absolvierte er die Sprünge mit reichlich Luft. Da kann er ruhig noch etwas effizienter im Ablauf werden, aber Vermögen kommt halt auch nicht aus der Mode. Ein Pferd, das die Sprünge frisst und trotzdem eine gute Manier dabei macht, weil er nie mit dem Reiter in Konflikt gerät. So stellt man sich das vor!
Ich glaube, jeder der ihn in Warendorf gesehen hat, wird erkannt haben, dass er sich für größere Aufgaben empfiehlt. Und das ist später wichtiger als jede Platzierung und Auszeichnung, die man als Buschpferd in jungen Jahren erreichen kann. Ich bin sehr stolz auf ihn!